Offener Brief an Lars Klingbeil

25.01.2023

Dieser offene Brief ist eine Reaktion auf Schreibe jetzt an Lars Klingbeil von Campact.

Sehr geehrter Herr Klingbeil,

mein Name ist Andreas Tille. Ich bin Physiker, stolzer Großvater von zwei Enkeln und Radfahrer, denn ich besitze kein Auto, obwohl ich in einer Kleinstadt im Harz lebe (Wernigerode).

Ich gebe zu, dass ich kein Wähler der SPD bin. Allerdings sind gerade Sie, Herr Klingbeil, ein in meinen Augen sehr integrer Politiker, den ich sehr schätze. Darum möchte ich mich heute an Sie wenden.

Ich mache mir große Sorgen um die Zukunft meiner Enkel. Diese Sorge bewegt mich dazu, mich selbst möglichst klimafreundlich zu Verhalten. Das geht über die Nutzung regenerativer Energien bei der Heizung, das Nutzen des Fahrrads und öffentlicher Verkehrsmittel hinaus. Ich engagiere mich bei Parents for Future und habe z.B. in den letzten drei Jahren schon mehr als 1100 Bäume im Harz meist in Eigeninitiative gepflanzt.

Dennoch genügt es nicht, wenn einzelne Bürger sich klimafreundlich Verhalten. Wir brauchen nach wie vor große gestalterische Maßnahmen in der Politik. In meinen Augen ist leider die Verkehrspolitik in den letzten Jahrzehnten vollkommen kontraproduktiv, um das erklärte gesetzliche Ziel der Bundesrepublik, die im Pariser Klimaabkommen beschlossene maximale Erderwärmung um 1,5°C, einzuhalten.

In meinen Augen bestimmt nach wie vor die Autolobby die Gesetzgebung in Deutschland. Die Tatsache, dass momentan kein Tempolimit in Deutschland durchgesetzt wird, ist ein deutlicher Indikator für diese Ansicht. Alle mit Deutschland vergleichbaren Länder haben selbst ohne die neu entstandenen guten Gründe ein Tempolimit.

Ich habe verstanden, dass die SPD sehr großen Wert auf den Erhalt von Arbeitsplätzen legt und dass Sie, Herr Klingbeil, möglicherweise der Ansicht sind, dass die Vereinfachung des Baus von Autobahnen ein Beitrag dazu sind. Sie wissen, dass es momentan einen großen Fachkräftemangel in Deutschland gibt, dass öffentliche Verkehrsmittel teilweise aus Personalmangel nicht fahren, der Ausbau erneuerbarer Energien teilweise aus Fachkräftemangel stagniert, etc. Arbeitsplätze in Berufen für eine nachhaltige Zukunft Deutschlands sind verfügbar und werden bei sinnvoller gesetzlicher Lenkung neu entstehen.

Bitte handeln Sie im Sinne einer glücklichen Zukunft für unsere Kinder und Enkel und sorgen Sie für nachhaltige Arbeitsplätze durch Umschulungen (apropos Lehrer!) und geben Sie nicht einer Lobby für ein weiter so in der verfehlten Verkehrs- und Umweltpolitik nach.

Viele Grüße und danke für die Berücksichtigung meiner E-Mail,
   Andreas Tille